Nicht nur Ralf Strobl ist zufrieden!

Bundesligasegelklubs vom Bodensee trainierten am Wochenende gemeinsam auf die neue Saison. Solch eine Aktion wäre vor fünf Jahren wohl undenkbar gewesen.

Segeln: Zufrieden lächelnd sitzt Ralf Strobl, Teamchef der Bundesligamannschaft des YC Langenargen, im Begleitboot und schaut den Mannschaften beim Training zu. „Noch vor fünf Jahren wäre ein gemeinsames Training undenkbar gewesen. Im Gegenteil, manche Teams haben vermieden, auch nur miteinander zu reden. Da hat man eher dem Gegner noch irgendwo einen Schäkel abgeschraubt, statt ihm einen Tipp zu geben. Heute telefoniert man sich zum Training zusammen, da nehmen die Überlinger problemlos einen Friedrichshafener Segler auf dem Weg zum Training mit nach Langenargen und Klaus Diesch, der Coach des Württembergischen YC, fährt mit einer Langenargener Crew zum Manövertraining nach Monaco“, freut sich Strobl, dass sich durch die Segelbundesliga auch in den Seglerköpfen etwas bewegt.
Mit seiner Einladung zum Trainingswochenende unter Ligabedingungen ist Strobl bei den Bodenseevereinen offene Türen eingerannt. Sogar vom Deutschen Touring YC vom Starnberger See kam eine Zusage. Als Dankeschön für die Einladung boten die Tutzinger an, ihren Trainer fürs Wochenende zur Verfügung zu stellen. „Irgendwie geht heute für mich ein Traum in Erfüllung. Für mich sind Segelkameradschaft, gemeinsame Trainingseinheiten und Kontaktpflege kein Widerspruch zum Pokalsieg oder einer Ligaplatzierung, sondern hilfreiche Mittel, sich sportlich zu verbessern und Ziele zu erreichen“, sagt Strobl. Mit je zwei Booten reisten die WYC-Segler und vom BYC Überlingen an. Mit neun Booten ergab sich schon ein halbes Ligafeld zu diesem „internen Saisonstart“. Der offizielle Startschuss der Segelbundesliga fällt am 1. Mai in Tutzing.
Grauer Himmel, schwacher drehender Wind, endlich liegen die Bojen und es kann losgehen. Als erste Einheit sollen schnelle Starts geübt werden. Der Tutzinger Trainer Norbert Wagner hat für den Anfang eine ziemlich breite Startlinie ausgelegt, trotzdem gibt es gleich beim ersten Anpfiff Raumrufe und Gerangel. Keine Spur von „gemütlichem Einsegeln“. Sowie die Fock steht, sind sie Gegner auf der Bahn. Auch der erste komplette Dreieckskurs hat es in sich. Das Team des BYCÜ verbummelt den Start, ist aber durch eine bessere Streckenwahl als Erster an der Luvtonne, und die Konstanzer, die vorn lagen, stehen plötzlich in einem Flautenloch. Seglerfreud - Seglerleid!
Später, beim Pastaessen gibt es Manöverkritik und ausreichend Gesprächsstoff. Bei den Trainingsrunden am Sonntag hat es vier bis fünf Windstärken, die Anforderungen steigen erheblich. Entsprechend länger die Manöverauswertung. Vom Ostwind ziemlich durchgefroren und geschafft vom vielen „Strippen ziehen, Segelsetzen und Segelbergen“, sind sich trotzdem alle einig, ein wertvolles gemeinsames Wochenende verbracht zu haben. Die Starnberger wollen am Wochenende noch einmal mit dem BYCÜ zusammen hier trainieren, wenn auch nicht mit so professioneller Unterstützung wie dieses Mal durch das Wettfahrtleiterteam um Hans Walter vom YCL.
Hubert Merkelbach, dieses Jahr Teamchef des BYCÜ, hat ein 16 köpfiges Seglerteam zusammengestellt und setzt auf häufige Trainingstermine auf dem See. Klaus Diesch, dritten Saison Teamorganisator des WYC, wird mit seinen Jungs im April noch am Gardasee trainieren. Für den Konstanzer YC hat Wolfgang Heisel die Funktion des Teamchefs neu übernommen. Wie die anderen Erstligisten hofft Heisel auf den Klassenerhalt. Der SC Lindau und der YC Langenargen starten in der 2. Liga. Sie profitierten von den Trainingseinheiten mit den Erstligisten, auch wenn sie in der Liga auf den Booten der B-one und nicht mit den wendigeren J-70 Yachten segeln. Beide Vereine verfolgen ein anderes Konzept, sie haben keinen großen Pool an Auswahlseglern im Hintergrund. Für den SC Lindau hat Teamchef Nick Jung eine feste Vierermannschaft und zwei Ersatzmänner ausgewählt. Um ein möglichst eingespieltes Team am Start zu haben, sollen Teresa und Veit Hemmeter, Fabian Gielen und Martin Hostenkamp als feste Vierercrew regelmäßig die Ligatermine wahrnehmen. Nur im Notfall werden Max Blume und Heiko Buhmann die Crew ergänzen. Ähnlich die Jahresplanung des YCL, der hofft mit sechs Seglern ausreichend gutes Personal zu haben, um seinen Platz in der 2. Liga zu halten. Max Stein, Daniel Heine, Manuel Gielen, Michael Seifarth, Lukas Ammon und Ralf Strobl haben vergangene Saison Erfahrung gesammelt und sind bereit „das Kind zu schaukeln“.

 

Südkurier, 23.03.2015, Kerstin Hahn