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Ein halbes Jahrhundert segeln

Am Freitag, den 23. Februar 2024 richtete Familie Frey den Clubabend aus. Reinhard gab einen sehr interessanten Einblick in die verschiedenen Holzschiffe der Familie Frey, seine Tochter Caren managte den Beamer und Regine verwöhnte die Besucher am Stammtisch mit ihrem mittlerweile legendären Wurstsalat und einem Nudelsalat.

Begonnen hatte alles im Jahr 1972, als sich Reinhard einen Anteil an einem alten 30er Schärenkreuzer kaufte und nach und nach die Gelegenheit bekam immer mehr Anteile an diesem Boot zu erwerben, bis er schließlich der alleinige Eigner des Bootes war. Gebaut wurde das Schiff 1926 in Stockholm, 1930 kam es als Ausbildungsschiff zur Reichsmarine, war dann 3 Jahre in Groß-Britannien um anschließend in den Jahren 1950/1951 wieder zurück nach Deutschland und zwar nach Konstanz zu kommen.

Reinhards Gedanken, „mein ganzer Stolz, ein Boot aus Holz“ verwandelten sich auf Grund der nach und nach sichtbar werdenden Sanierungsarbeiten in „willst du arbeiten bis in den Tod, dann kaufe dir aus Holz ein Boot.“ Denn nicht nur das Deck musste vollkommen neu aufgebaut werden, was bei einem Holzboot mit einem Teakdeck richtig viel Arbeit ist, sondern nach und nach zeigten sich noch andere Stellen, die ein gründliches Refit benötigten. Anhand von Fotos ließ uns Reinhard am Reparaturfortschritt teilhaben, bis zum strahlenden Endzustand, als das Schiff dann endlich im Wasser lag. Als wahrer Glücksfall erwies sich hier unsere Reparaturbox in unserer YCL-eigenen Bootshalle. An diesem Punkt sprach er ein Dankeschön an all die älteren Mitglieder aus, die die unsere Bootshalle vor Jahren gebaut haben, was mit einem heftigen Applaus quittiert wurde.

Seinen 90. Geburtstag feierte dann das Boot 2016 als Ausstellungsboot auf der Interboot.

1983 startete das erste Gemeinschaftsprojekt im Hause Frey. Denn Reinhard hatte inzwischen bei einer Tag-und Nachtregatta seine Regine kennengelernt. Ein Boot fürs Mittelmeer sollte es werden. Es wurde eine große Halle angemietet und ein Bausatz von RFK von Herrn Pfleger gekauft.

Begonnen wurde das Schiff mit der 8,50 Meter langen Kielsohle. Reinhard zeigte Fotos von den Schotwänden, die als nächstes hergestellt wurden und alle im richtigen Abstand aufgestellt waren. Um diese, schon in richtiger Position aufgestellten Schotwände, wurden dann u-förmige Rohre aus Kunststoff gelegt und mit Heißkleber befestigt. Glasfasermatten wurden darauf verklebt und es musste nach jeder Schicht geschliffen werden… Reinhard und Regine können sich noch heute gut dran erinnern, wie der Abrieb vom Bearbeiten der Glasfasermatten in der darauffolgenden Nacht auf der Haut gejuckt hat. Aber für jedes gibt es Problem bekanntlich eine Lösung: irgendwann entdeckten die Beiden, dass ein Hochdruckreiniger statt einer Dusche hier Abhilfe schafft. Der Rumpf des Schiffes erhielt an der Außenseite im unteren Bereich 12 Lagen Glasfasermatten, im Inneren ganz untern 8 Lagen. Nach oben verjüngt sich die Konstruktion und es wurden außen wie innen weniger Matten aufgelegt. Diese Wabenkonstruktion erwies sich beim Segeln als äußerst stabil und trotzte problemlos jedem Sturm.

Endlich kam der Moment, das Deck kam oben drauf und der Motor wurde eingebaut. Aber kein Marinediesel sondern ein Fünf-Zylinder-Mercedes-Motor, der erst noch für den Schiffsgebrauch angepasst werden musste. Der Motorraum war so groß, dass neben dem Motor noch 2 Personen drin Platz fanden. Das Schiff bekam einen 500 Liter Dieseltank und einen 600 Liter Frischwassertank. Wir konnten Reinhard auf den Bildern beim Schweißen der Stahltanks sehen und unsere Regine in jungen Jahren rank und schlank am Boot arbeiten. Aber noch war das Werk nicht vollendet. Es musste noch lackiert werden und das Teakdeck fehlte noch .

Dann war der Zeitpunkt gekommen das Schiff aus der Halle zu holen und es mit einem Kranwagen auf die Kielsohle zu heben. Alle 52 Kielbolzen passten perfekt ins Schiff – wahre Könner eben….

Der Kiel wurde mit 5 Tonnen Blei ausgegossen. Da traf es sich gut, dass eine Druckerei ihre alten Druckformen aus Blei loswerden wollte.

Drei Jahre haben die beiden mit Eifer und Fleiß an ihrem Schiff gearbeitet und endlich war es soweit, dass das Schiff zum Ausprobieren bei Meichle & Mohr in den Bodensee gelassen wurde und wie es bei echten Profis ist, das Schiff war dicht und es hat alles tadellos funktioniert. Eine standesgemäße Schiffstaufe für die Laminata war da natürlich angesagt.

Jetzt stand noch der Transport ans Mittelmeer bevor. Ein 4,50 Meter hohes Gespann sollte nach Breisach, die Oberleitung der Bahn war gerade mal 5 Meter hoch, dem Bahnwärter war dies zu gefährlich. Aber damals war die Welt noch unkompliziert und so schaltete morgens, der Bahnwärter einfach für eine viertel Stunde die Oberleitung ab und das Boot konnte sicher unten durch gefahren werden. In Breisach wurde das Boot von einem 100 Tonnen-Kran dann ins Wasser gelassen. Es ging über den Rhein in den Rhein-Rhone-Kanal, die Rhone hinunter und schließlich bei Marseille ins Mittelmeer. Dort wurden Schiff und Besatzung gleich von einem Sturm mit 10 Beaufort in Empfang genommen.

Von der französischen Mittelmeerküste ging es die italienische Küste entlang von Insel zu Insel und über Sizilien rüber an die kroatische Küste. 16 Jahre hat Familie Frey dieses Schiff, das Kojen für 10 Personen hatte, gesegelt. Jeder Urlaub wurde darauf verbracht, oft mit einer Crew an Bord. Wunderschöne Erlebnisse und Erinnerungen verbinden sich mit diesem Boot. Ein Crewmitglied hat dem Schiff sogar ein Lied geschrieben, das bei jeder Ein-oder Ausfahrt in den Hafen gespielt wurde. Natürlich ertönte dieses Lied auch an der passenden Stelle im Vortrag, während wir die Urlaubsbilder der Laminata bewundern durften.

Das stolze Schiff ist 13,50 Meter lang, 4 Meter breit, hat einen Tiefgang von 1,30 Meter und wiegt 13 Tonnen. Heute liegt es wieder am Bodensee und wird von einem neuen Eigner umgebaut.

Aber es wäre nicht unser Reinhard, wenn er nicht eine neue „Bastelarbeit“ aufgespürt hätte. Er entdeckte ein Motorboot aus Holz mit Pfandsiegel und erwarb es.

Der Motor wurde ausgebaut, in Eigenarbeit überholt und wieder eingebaut. Währenddessen wurde das Boot umgedreht geschliffen, lackiert, ein neues Deck kam drauf, fertig war das Schmuckstück. Die Arbeit war aus Reinhards Sicht überschaubar. So wurde er, als überzeugter Segler, kurzeitig zum Motorbootfahrer. Auch dieses Schiff liegt heute noch am Bodensee.

Dann kam aber das Schiff, das wir alle heute mit Reinhard verbinden – die Shamrock.

Das Schiff wurde ursprünglich in Livorno gebaut. Von dem Schiffstyp gibt es nur 3 baugleiche Schiffe in Italien und 8 in New York.

Reinhard zeigte uns Bilder wie der Vorbesitzer den Rumpf des Schiffes über die Alpen an den Bodensee transportieren ließ. Eine abenteuerliche Tour durch die engen Bergdörfer und damals noch schlecht ausgebauten Passstraßen. Zudem waren am LKW die Bremsen defekt und wie das damals so war, wurde nicht gleich repariert, sondern es wurde bergab ein zweiter LKW angehängt, der das ganze Gespann dann bremste. Aber es ging alles glatt und schließlich kam das Schiff in St. Margarethen an seinem Bestimmungsort bei der Firma Gautschi an.

Die Bauunternehmung hat extra zwei Bootsbauer eingestellt, die das Schiff den Bedürfnissen des Eigners anpassten und richtig luxuriös ausbauten. Nicht nur, dass innen alles massiv in Mahagoni ausgebaut wurde, es wurde auch eine Spülmaschine eingebaut, die mit einem Elektromotor über einen Keilriemen angetrieben wurde, damit bei den Regatten das Geschirr für die große Crew bequem gespült werden konnte. Das Schiff hat 1976 schon stolze 650.000,00 SFR gekostet, bis es dann in St. Margarethen gewassert wurde. Viele Junge Leute haben beim Bau der Shamrock mitgeholfen, unter anderem Werner Fischer.

Das Blaue Band, das das Schiff auf der Rund-Um geholt hat, liegt noch beim Vorbesitzer. Das Schiff wechselte den Eigner und war 2 Jahre im Besitz eines Flaschenherstellers im Vorarlberg. Dort lag es im Yachtclub Bregenz, wo die Shamrock heute noch mit Freuden begrüßt wird.

Reinhard hatte das Schiff schon immer gefallen und wie er so ist, hat er mal mehr im Spaß gesagt, „für umsonst würde er das Schiff schon nehmen“…. Jetzt kam Sigi Altmann auf ihn zu und er musste sich entscheiden. Für 10 € hat er es gekauft und gleichzeitig jede Menge Arbeit dazubekommen. Projekt Nummer vier konnte beginnen.

Das Schiff hat eine Besonderheit: Es hat neben dem Steuerruder noch ein Trimmruder und kann deswegen richtig Höhe laufen, was bei Regatten ein enormer Vorteil ist.

Zuerst probierte Reinhard den alten Perkinsmotor aus. Dieser rußte so stark, dass beim Testlauf in einer Reparaturhalle die Feuermelder angingen und plötzlich die Feuerwehr vor der Tür stand. Damit war klar, der Motor muss ersetzt werden, das Wellenlager blieb vorerst als Platzhalter drin. Das Schiff war unten im Rumpf voller Öldreck, der mühsam entfernt werden musste. Alle Holzteile im inneren des Schiffes wurden abgeschliffen und neu lackiert, die Polster erneuert, die Spülmaschine ausgebaut, die Pantry überholt, der alte Teppichboden kam raus und ein neuer Holzboden rein.

Dann wurde der neue Volvo Penta Motor mit 75 PS geliefert. Maßarbeit war nötig um ihn im Schiff zu platzieren. Er wurde durch den Niedergang herabgelassen, auf Rollen in die Mitte des Schiffes geschoben und mit Hilfe eines Kranes durch die Mitschiffsluke an seinen Platz heruntergelassen. Ein neues Drucklager und ein neues Wellenlager waren vorher schon eingebaut worden.

Wer arbeitet muss auch Erfolge feiern und so gab es noch in der Reparaturhalle ein zünftiges Weißwurstessen im frisch restaurierten Bauch der Shamrock.

Natürlich waren die Refit-Maßnahmen im Außenbereich und Rumpf enorm und selbstverständlich gab es noch ein neues Teakdeck, aber das Schiff wurde unter Reinhards Leitung von erfahrenen Händen renoviert. Auch der alte Mast, der allein 300 kg wiegt, und auf Grund seiner Länge nicht in die Halle passte wurde wieder in Stand gesetzt.

Anhand der vielen schönen Fotos, die uns Reinhard zeigte, konnten wir den Reparaturfortschritt verfolgen. Das liebevoll restaurierte Schiff liegt, natürlich mit einem Kleeblatt auf dem Heckspiegel, als Schmuckstück in unserem Hafen und segelt wieder erfolgreich Regatten.

Im Anschluss an seinen Vortrag dankte unser Präsident, Peter Roos, Reinhard Frey für seinen spannenden und interessanten Vortrag, der wieder viel mehr Zuhörer zum Clubabend gelockt hat, als wir erwartet hatten und Regine für ihr Engagement in der Küche. Mit Caren an der Technik war die ganze Familie Frey eingebunden.

Peter vergaß nicht zu erwähnen, dass jeder im Club herzlich eingeladen ist, auch einen Clubabend zu gestalten und kündigte gleich die nächsten beiden Stammtische an, den von Olaf Nickel über 6 Monate Ägäis zu dem seine Frau Moni zusammen mit Regine griechische Spezialitäten zubereitet und den von Wolfgang Striegel über die Geometire des Regattadreiecks.

Er dankte allen Helfern, die zum immer Gelingen unseres YCL-Stammtisches beitragen.

(Beate Vieweger)