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Nachruf Jochen Landolt

Ein lieber Clubfreund hat uns verlassen. Anfang dieser Woche ist er gestorben. Jochen Landolt wird vielen von uns als Skipper seiner „Null“, dem stolzen 75er Nationalen Kreuzer, als gefühlvoller und erfahrener Segler und Bootsbauerlegende in Erinnerung bleiben. Er hatte noch vor kurzem in dieser schönen Segelsaison sein Boot, den Bodensee und die gute Brise zusammen mit seiner Familie genossen. Nach einem arbeitsreichen Leben ist er vor knapp drei Jahren in den Ruhestand gewechselt und hatte sich auf das Leben mit seinen Booten, auf dem See und im Hafen gefreut. Krankheitsbedingt war ihm das nicht vergönnt.

Wir trauern um einen Clubfreund, der als Bootsbauer am Bodensee Geschichte geschrieben hat. Seine Liebe galt den Holzschiffen und ihren schönen Linien. Wenn das Schiff schöne Linie habe, so sein Credo, dann laufe es auch. Diese Linien haben für Jochen Landolt mit dem Einkauf vom Holz begonnen. Noch immer verfügt die Michelsen Wert, auf der er gelernt, die er später übernommen und im Jahr 2020 an seinen Nachfolger Karsten Timmerherm übergeben hatte, über ein Holzlager. Er hatte es über Jahre aufgebaut und es ist heute ein unglaublicher Schatz. Stundenlang konnte er erzählen, wann und wo er jede einzelne Partie gekauft hatte und unter welchen Bedingungen der Baum gewachsen war. Diese Liebe zum Material brachte ihn dazu, sich seit den 80er Jahren dem Bau und der Restaurierung von Holzbooten zu verschreiben. Damals erschien vielen die Arbeit an Holzbooten und speziell die Restaurierung von „Bretterhaufen“, wie er manche Boote liebevoll nannte, als vergebliche Liebesmüh, da GfK-Boote en Vogue waren. Viele Yachten sind unter seinen Händen entstanden oder wieder zu neuem Leben erweckt worden. Dazu gehört zum Beispiel die „Vinga“, auf die er besonders stolz war. Die Vinga, ein 75er Nationaler Kreuzer, wurde 1914 in Lemwerder gebaut und kam schon im selben Jahr an den Bodensee. Sie erlebte bewegte Jahrzehnte zwischen Bodensee, Wannsee, Ost- und Nordsee und landete 2007 schließlich wieder auf der Michelsen Werft am Seemooser Horn. Nach einer geglückten Restaurierung und wieder hergestellten „schönen Linien“ erfolgte 2011 der zweite Stapellauf. Nur wenige Stunden später segelte die „Vinga“ bei der 50sten Überlinger Herbstregatta mit.

Sein Berufsleben verbrachte Jochen Landolt in Friedrichshafen. Gleichzeitig war er immer auch Langenargener und dem „Yacht Club Langenargen“ verbunden. Hier wuchs er unter anderem am Yachthafen auf. Seine Eltern betrieben damals das alte Clubhaus im heutigen Malereck. Hierher zog es ihn auch nach seiner Pensionierung. Mit seiner Frau Doris zog er zurück nach Langenargen und übernahmen in unserem Club als Vorstand die Verantwortung des Takelmeisters.

Seine Familie verliert mit Jochen Landolt einen lieben Ehemann, Vater und Großvater. Wir verlieren einen geschätzten Clubfreund, der sich in seiner freien Zeit mit viel Sachverstand und Hingabe um Winterlager, Clubboote und vieles mehr kümmerte. Und nicht nur der Bodensee verliert eine Bootsbauer-Ikone, die sich mit Herz, Seele und Verstand um die Schönheit klassischer Yachten verdient gemacht hatte.

Wir werden das Andenken an Jochen Landolt in Ehren halten. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau Doris und seiner gesamten Familie. Wir wünschen Ihnen viel Kraft um diesen schmerzhaften Verlust zu bewältigen.