Am 17. 01.2025 entführte uns Harald Weyerich von der Gesellschaft für Hochseesegeln (GfS) mit seinem spannenden Vortrag „Segeln im Eis“ auf drei atemberaubend schöne Törns in den hohen Norden Europas.
Zu Beginn stellte Harald Weyerich die Gesellschaft für Hochseesegeln mit dem Sitz in Lindau vor. Der Verein mit seinen 650 Mitgliedern und 50 aktiven Skippern besitzt 2 hochseetaugliche Schiffe, eine Hallberg-Rassy 48, die Brigantina, und eine Xc45, die demnächst durch eine More 55 ersetzt wird. Auf den beiden hervorragend ausgestatteten Segelbooten werden Törns für die Mitglieder zum Selbstkostenpreis in verschiedenen Hochseerevieren von Grönland bis Rio de Janeiro und in die Karibik angeboten. Es handelt sich ausschließlich um One-Way-Törns. Im Mittelpunkt stehen Teamgeist, starke Kameradschaft, gute Seemannschaft, Eigenverantwortung und Weiterbildung. Für junge Segler unter 27 Jahren gibt es ein spezielles Jugendprogramm.
Harald Weyerich fesselte uns mit seinem interessanten Vortrag über drei außergewöhnliche Törns in den hohen Norden: Nach Grönland, Spitzbergen und um die Lofoten.
Die Vorbereitungszeit für diese Törns betrug etwa 2 Jahre. Neben den harten Wetterbedingungen stellte auch die Navigation im Eis eine besondere Herausforderung dar. Eine gute Sicherheitsausrüstung ist absolut unverzichtbar. Zu Beginn des Törns ins Eis werden neben den Mann-über-Bord-Manövern auch die Manöver mit dem Lochsegel geübt, damit eine durch einen Eisberg verursachte Leckage schnell gemanagt werden kann.
Als Reisezeit in dieses spezielle Revier bieten sich nur die Monate Juni bis September an, wobei Juli und August die besten Monate sind.
Zuerst nahm er uns auf seinen Törn nach Grönland mit. Erst mal waren 680 Seemeilen zurückzulegen um nach Grönland zu kommen. Wir erfuhren, dass bei 4-5 Grad Celsius Außentemperatur der Steuermann maximal 45 Minuten am Ruder bleiben kann. Wenn die Eisberge um das Schiff herumdriften ist es wichtig, auf kleine 5- 10 Meter große Eisbrocken am Ausguck zu schauen, denn nur die großen Eisbrocken sind auf dem Radar sichtbar. Wir lernten, dass man sich bei Nebel und schlechter Sicht einfach im Strom mitreiben lässt, da die Eisbocken ebenfalls mittreiben und so am wenigsten passieren kann. Für die Fjorde gibt es teilweise keine Seekarten und die vorhandenen Seekarten zeigen immer wieder keine Wassertiefen an, so dass sich die Crew dann mit dem Echolot zum Ankern in die Buchten reintasten musste. Eismeldungen für die Fjorde gab es über Funk. Der Törn ging über den Fischerhafen St. Anthony zur zweitgrößten Stadt Grönlands nach Qaqortoq mit 3.000 Einwohnern und nach einem Zwischenstopp an einer aufgegebenen Wikingersiedlung in Richtung Narsaq, um anschließend den Prins Christian Sund zu passieren. Auch wenn dieser in einem Moment noch eisfrei ist, so kann sich das durch den Wind innerhalb einer Stunde komplett ändern. Deshalb geben alle durchfahrenden Schiffe den aktuellen Eisstatus für die nachfolgenden Schiffe durch.
So anspruchsvoll der Segeltörn um Grönland auch war, die einmalige Schönheit dieses noch weitgehend unberührten Reviers, die wir auf den Bildern bewundern konnten, entlohnen für die Strapazen.
Auf dem weiteren Kurs Richtung Tromsø segelte die Crew die Brigantina 5 Nächte und 6 Tage bei 8 Bft hart am Wind - und das bei der Kälte, eine enorme Herausforderung.
Von dort ging es nach Longyearbyen. Spitzbergen ist im Sommer Dank des Golfstroms eisfrei. Über 80 Grad Nord gibt es für die Navigation nur noch Karten von Navionics. Zudem zeigte sich, dass die Windy-App immer etwas zu wenig Wind anzeigt. Die Crew konnte wunderschöne und faszinierende Bilder von Eisbären machen. Wenn aber Eisbären in einer Bucht sind, darf dort keinesfalls geankert werden. In diesem Revier ist deshalb ein offizieller Begleiter mit Waffe Pflicht. Hier, ganz im Norden Norwegens gibt es keine Marinas. Weiter zu den Lofoten ging es dann bei Ostwind mit 1-6 Beaufort und Kreuzsee.
Auf dem dritten Törn, rund um die Lofoten, hatte die Crew außergewöhnlich warmes Wetter. An 11 von 14 Tagen konnten sie sich über für diese Region ungewohnt warme Temperaturen von bis zu 28 Grad und zur Abwechslung mal kleinen Wellen, ganz wie am Bodensee freuen. Stellenweise 18 Grad warmes Wasser lud zum Baden ein. Stationen der Reise waren unter anderem Verstålen, Tromsø, der Trollfjord, Hanningsvær, Værøy mit dem Zielhafen Bodø. Angenehm ist, dass die Brücken in Norwegen 30 Meter Durchfahrtshöhe haben und die HR 48 somit problemlos durchsegeln konnte. Die Strömung stellte für die Brigantina auf Grund ihrer starken Maschine kein Problem dar. Die Marinas in Norwegen sind mit Gästestegen ausgestattet, an denen es aber nur Wasser und Strom, jedoch keine Duschen und WCs gibt. Dafür gibt es in den Häfen meist Saunen, leider nur mit einer kalten Dusche. Die Preise in den Marinas sind mit ca. 40 € für ein 48 Fuß Schiff relativ moderat, dagegen sind Getränke mit 15 € für ein Bier relativ teuer. In Norwegen wird fast alles mit Kreditkarte bezahlt.
Lieber Harald Weyerich, ganz herzlichen Dank für deinen interessanten und fesselnden Vortrag, in dem du uns ein wunderschönes und noch weitgehend unberührtes Revier von grandioser Schönheit gezeigt hast. Auch wenn die Törnvorbereitungen sehr umfangreich sind, das Revier extrem anspruchsvoll ist und eine äußerst sorgfältige Navigation erfordert, insbesondere die Eisberge ganz im Norden, und die Wetterbedingungen und die Kälte eine Herausforderung sind, so hast du uns mit deinen traumhaften Bildern von der außergewöhnlichen Schönheit dieses Reviers überzeugt. Danke für diese einmaligen Einblicke.
Für alle, die nochmals schauen wollen oder nicht dabei sein konnten:
https://gfs-hochseesegeln.de/aktuell/news?view=article&id=416